Ein Abend mit Judith & the Good Boys – Jazz im Wohnzimmerformat

Wenn Liebe schiefgeht, klingt das ziemlich gut

Beim letzten Wohnzimmerkonzert wurde es persönlich, lebendig und musikalisch vielseitig. Judith & the Good Boys luden ein – und das Publikum bekam einen Abend voller Jazz, spontaner Momente und ehrlicher Geschichten zu hören.

Auf dem Programm standen Klassiker von Miles Davis und Duke Ellington bis hin zu Bossa Nova-Stücken von Antonio Carlos Jobim – gespielt mit viel Freiraum für Improvisation. Genau daraus entstand eine Dynamik, die spürbar Spaß machte – auf der Bühne wie im Publikum.

Inhaltlich ging es in vielen Songs um das große Thema Liebe – und vor allem um die, die nicht ganz rund läuft. Musikalisch wurde das mit Witz, Gefühl und viel Offenheit erzählt. Die Sängerin des Abends, Judith Schulte-Loh – bekannt als Journalistin und Moderatorin beim WDR – brachte nicht nur ihre Stimme ein, sondern auch ihre Erfahrung im Umgang mit Sprache, Stille und Publikum. Und obwohl sie beruflich gelernt hat, Pausen zu füllen, beginnt sie Konzerte auch gerne mal mit einem Moment des Schweigens. Denn gerade auf der Bühne kann genau das die Aufmerksamkeit bündeln – ein kurzer Stillstand, bevor es losgeht.

Die Band selbst ist so vielfältig wie das Repertoire. Zwei Generationen von Musikerinnen und Musikern spielen hier zusammen – verbunden durch die gemeinsame Liebe zum Jazz. Markus Höfer (Jazzklavier) und Felizian (Posaune) studieren beide Musik und bringen frische Impulse ins Spiel. Felizian bezeichnet die Posaune als „das schönste Instrument“ – weil sie der menschlichen Stimme so ähnlich ist und so viel Ausdruck erlaubt. Seine Posaune sieht älter aus, als sie ist – sie stammt aus einer kleinen Manufaktur in Kansas City.

Mit dabei waren außerdem Schlagzeuger Niko Weikamp, der in Osnabrück Musik studiert, und sein Vater Klaus Weikamp, Musiklehrer und leidenschaftlicher Kontrabassist. Ein eingespieltes Duo mit viel Spielfreude. Eigentlich gehört auch Saxophonist Michael Lohmann zur Band – mit Judith verbindet ihn eine lange musikalische Geschichte, die schon in den 80ern mit der Straßenmusikband Loved by Millions begann. Diesmal konnte er krankheitsbedingt nicht dabei sein, wurde aber würdig vertreten.

Das Wohnzimmer als Konzertort bot einen nahbaren Rahmen – ohne große Bühne, aber mit viel Nähe zur Musik. Ein Abend, der zeigte, wie viel in kleinen Formaten stecken kann: gute Musik, echtes Zusammenspiel und ein Publikum, das einfach zuhört.